14. April 2013

[Rezension] Ich gegen dich von Jenny Downham


Titel: Ich gegen dich
Autor: Jenny Downham
Seiten: 384
Preis: 14,99 Euro
Verlag: cbt
Teil einer Reihe? Nein

Hier bei Amazon kaufen


Seit Mickeys fünfzehnjährige Schwester Karyn von Tom, Sohn reicher Eltern, vergewaltigt worden ist, verlässt sie ihr Zimmer nicht mehr. Mit der Mutter, die trinkt, ist nicht zu rechnen. Alles bleibt nun an Mickey hängen, auch um die kleine Schwester Holly kümmert er sich. Und diesem Tom würde er es am liebsten heimzahlen. Ein Flirt mit Toms Schwester Ellie scheint das einfachste Mittel, um näher an ihn ranzukommen. Doch als Liebe daraus wird, wird die Sache kompliziert: Hält Mikey zu seiner Schwester oder steht er zu Ellie? Und für welche Seite entscheidet sich Ellie? Für ihren Bruder und ihre Familie – oder für den Jungen, den sie liebt?


An dieses Buch bin ich mit sehr gemischten Gefühlen herangegangen. Das Thema schien schwierig zu sein und ich konnte nicht anders als an das Buch "Der Märchenerzähler" von Antonia Michaelis zu denken, welches mir gar nicht gefallen hat! Jedoch fand ich die Aufmachung des cbt Verlages ganz hübsch und ein bisschen hat mich die Geschichte und ihr Ende schon gereizt, sodass ich es schließlich zur Hand genommen habe. Das Buch ist in Kapitel unterteilt, welche abwechselnd aus Ellies und Mickeys Sicht geschrieben sind, sodass man bei beiden einen Einblick in ihre Gefühlswelten bekommt und sie besser einschätzen kann.

Überrascht hat mich, die tiefgründig und sensibel diese traurige Geschichte erzählt wurde. Es verschwammen immer wieder die Grenzen zwischen Gut und Böse und man konnte einfach jeden Charakter verstehen. Sobald aus Ellis Sicht erzählt wurde, hoffte man das ihrer Familie nichts Schlimmes zustößt und das Tom unschuldig ist. Aus Mickey Sicht hingegen, wurde man sofort umgestimmt und wollte nur noch das er ins Gefängnis kommt und seine gerechte Strafte kriegt. Beide Familien reagieren anders auf die Situation. Mickey Mutter verfällt wieder dem Alkohol und ist zu gar nichts zu gebrauchen, wodurch er sich um seine beiden kleinen Schwestern kümmern muss und dazu noch alles was in seiner Macht steht unternimmt, um das zu rächen was Karyn angetan wurde. Auf Ellies Eltern war ich genau so sauer. Sie will auch immer nur helfen, doch am Schluss wird sie viel mehr heruntergemacht von ihrem Vater, als ihr Bruder, der ein junges Mädchen vergewaltigt haben soll! Am liebsten wäre ich in das Buch gestiegen und hätte ihm mal ordentlich die Meinung gesagt. Ellie trägt es jedoch mit Fassung und versucht das Beste draus zu machen. Eigentlich ist sie sehr zurück haltent und schüchtern, doch sie will ihre abenteuerlustige Seite herauslassen um sich vor Micky interessant zu machen. Sie weiß zu dem Zeitpunkt noch nicht, dass er der Bruder von Karyn ist, das Mädchen, welches in ihrer Familie nur der "Feind" ist und alle die zu ihr halten sind auch "Feinde" der Familie, genauso wie Micky. Doch die beiden lassen sich aufeinander ein und irgendwann verlieben sie sich wirklich ineinander und diese Liebe ist so echt geschildert, dass man jeden Gedanken der beiden voll und ganz nachvollziehen kann.

Über den Protagonisten Mickey erfährt der Leser von Anfang an, dass er bemüht ist alles perfekt zu machen und seine Familie zu versorgen. Seine Alkoholkranke Mutter ist ihm in keiner Sekunde eine Hilfe und auch das Jugendamt steht immer häufiger vor der Tür. Sein Tagesablauf besteht dadrin, seine 8-jährige Schwester Holly morgens fertig zu machen und zur Schule zu bringen, danach geht er einkaufen und versucht seiner Mutter zu helfen, den Kater auszuschlafen. Später geht er dann arbeiten, da er als einziger der Familie Geld verdient liegt zusätzlich eine große Last auf seinen Schultern. Häufig reicht das Geld noch nicht mal für Milch und Brot. Er tröstet Karyn, auch wenn sie ihn wenig an sich heran lässt, und schwört Rache an Tom zu nehmen, der ihr dieses Leid angetan hat. Was mich ein bisschen gestört hat ist das sehr selten etwas über Mickeys Aussehen verraten wird und der Leser erst am Ende erfährt, dass er braune Haare hat. Es wird zwar immer wieder betont wie gut er aussieht und wie er alle Mädchen magisch anzieht, jedoch wird nie genauer darauf eingegangen.
Ellie scheint zwar auf den ersten Blick ein deutlich besseres Leben zu haben, doch man erfährt schnell das der schöne Schein nur trügt. Sie hat ganz schön mit der gesamten Situation zu kämpfen und frisst die Wahrheit in sich hinein, da sie die einzige ist die weiß, was in der verhängnisvollen Nacht wirklich passiert ist. An ihr hat mir gefallen, dass sie nicht das reiche, verwöhnte und wunderschöne blonde Mädchen ist, die von allen angehimmelt wird. Sie ist zwar reich und blond, aber sicher nicht verzogen. Außerdem hat sie auch äußerliche Makel mit sich rum zu tragen, wie zum Beispiel eine Narbe im Gesicht. Sie wirkt sehr authentisch und was ich außerdem an ihr zu schätzen weiß, ist ihre Schlagfertigkeit. 

Mir hat es sehr gefallen, wie Jenny Downham an dieses sensible Thema herangegangen ist und ein Meisterwerk draus gemacht hat. Nachdem ich das Buch beiseite gelegt hatte, habe ich überlegt ob ich ihm 3,4 oder 5 Sterne geben soll, denn ich hätte für alle Bewertungen die passenden Argumente. Mir hat zum Beispiel nicht gefallen, dass es ab und zu ein paar Längen gab, wusste aber nicht wie sehr es mich stört oder ob es mir im Endeffekt egal ist. Jedoch habe ich es in nur 3 Tagen gelesen und bis zum jetzigen Zeitpunkt denke ich immer wieder an diese Liebesgeschichte mir all ihren schönen und traurigen Seiten zurück. Daran merke ich, dass das Buch nicht wie jedes beliebige andere ist, sondern bei mir hängen bleibt und das wahrscheinlich noch eine ganze Weile, so sehr wie ich jetzt davon begeistert bin.


Dieses Buch hat mich sofort gepackt und ich hab mich in dem Moment in die Protagonisten verliebt in dem ich das erste mal in ihrer Sicht gelesen habe. Beide haben Probleme mit der Familie und Freunden, doch sie sind stark genug es durchzustehen und auch wenn es schwer wird weiter zu kämpfen. Für die Gerechtigkeit und ihre Liebe. Wie schon in der Rezension erwähnt, war ich mir mit meiner Bewertung sehr unsicher, aber nun habe ich beschlossen dem Buch schwache 5 Sterne zu geben, da es mich begeistern konnte und mit diesem sensiblen Thema so gut umgegangen wurde.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen