12. September 2011

[Rezension] Du oder das ganze Leben von Simone Elkeles



Titel: Du oder das ganze Leben
Autor: Simone Elkeles
Seiten: 432
Preis: 8,99 Euro
Verlag: cbt
Teil einer Reihe? Ja

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Jeden anderen hätte Brittany Ellis, wohlbehütete Beauty Queen und unangefochtene Nr. 1 an der Schule, lieber als Chemiepartner gehabt als Alex Fuentes, den zugegebenermaßen attraktiven Leader einer Gang. Und auch Alex weiß: eine explosivere Mischung als ihn und die reiche »Miss Perfecta« kann es kaum geben. Dennoch wettet er mit seinen Freunden: Binnen 14 Tagen wird es ihm gelingen, die schöne Brittany zu verführen. Womit keiner gerechnet hat: Dass aus dem gefährlichen Spiel alsbald gefährlicher Ernst wird, denn Brittany und Alex verlieben sich mit Haut und Haaren ineinander. Das aber kann die Gang, der Alex angehört, nicht zulassen …

Das Cover des Buches finde ich nicht schlecht, aber auch nicht großartig. Das englische sieht genauso aus. Gut daran finde ich aber, dass die Personen so aussehen wie sie im Buch beschrieben werden und machen sie damit realistischer. Es gibt 59, ziemlich kurze Kapitel, die jeweils abwechselnd aus der Perspektive von Brittany und Alex geschrieben sind. Was ich genial finde, ist das wenn ein Kapitel aus Brittanys Sicht geschrieben ist, dann ist der Name in einer ordentlichen Schreibschrift geschrieben und aus Alex Sicht unordentlich hingeschmiert, wenn man das so sagen kann. Damit hat sich der Verlag etwas wirklich schönes überlegt.


"Du oder das ganze Leben" ist das erste Buch seit langem, dass mich zu Tränen gerührt hat. Ich habe eine oberflächliche Liebesgeschichte ohne große Problem erwartet und das Gegenteil bekommen. Die Geschichte ist so tiefgründig, dass man oft darüber nachdenken muss. Aufgegriffen wird vor allem das Thema Rassismus. Alex oder eher Alejandro ist ein Mexikaner, der mit seiner Familie in die Vereinigten Staaten geflüchtet ist, aber dazu später mehr. Brittanys Freunde und Familie denken das Alex im Gefängnis sitzt, wenn er nicht gerade Drogen nimmt, doch sie wissen nicht, dass Alex nicht so jemand ist wie seine Freunde und stecken ihn in die Kiste Mexikaner=Drogendealer, Gangmitglied ( was allerdings stimmt ), brutal. Außerdem steht das Thema erste Liebe auch sehr im Vordergrund. Ich fand es jedoch ein bisschen schade, dass die Liebe die auf dem Klappentext schon beschrieben steht erst ab circa Seite 200 da ist. Vorher betont Brittany immer das Alex nicht gut genug für sie ist. Die Szenen aus Alex Sicht, wenn er gerade bei der Gang ist, waren auch sehr spannend, sodass man das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen wollte.

Ich habe übrigens meine neuen Lieblingsprotagonisten gefunden. Sowohl Alex als auch Brittany sind ab der Mitte des Buches so sympatisch, dass man denkt man kennt die beiden persönlich und ist mit ihnen befreundet. Kommen wir erst einmal zu dem "bösen Gangmitglied" Alex. Man erfährt schon auf den ersten Seiten dieses Romans, dass er nicht freiwillig der Gang beigetreten ist, sondern seine Familie damit schützen möchte. Die "Latino Bloods" sollen eine Art zweite Familie für ihn sein, doch er will eigentlich nur den Mörder seines Vaters finde, der vor seinen 6-jähringen Augen erschossen wurde. Alex Vater war ein Gangmitglied wie er selbst, weil er seine Familie schützen wollt, doch jetzt übernimmt Alex die Arbeit seines Vaters in der Gang und zu Hause. Er hat zwei kleine Brüder, Carlos und Luis, die er unglaublich liebt und auf keinen Fall möchte das ihnen etwas passiert. Alex möchte wie jeder normale Junge auf ein Collage gehen, doch er muss zuhause bleiben, damit er seine Familie weiterhin vor den "Latino Bloods" beschützen kann.
Brittanys Leben scheint perfekt zu sein, doch hier habe ich einen kleinen Textauszug von der ersten Seite.

"Alle wissen wie toll ich bin. Mein Leben ist toll. Meine Klamotten sind toll. Und meine Familie erst recht.
Ich reiße mir jeden Tag den Arsch auf, damit alle glauben, mein Leben wäre perfekt. Dabei ist alles nur Fassade. Der Schöne Schein, hinter dem sich die eigentliche Wahrheit verbirgt, muss um jeden Preis gewahrt werden. Denn sonst wäre die Illusion von der perfekten Brittany dahin."

Ich würde sagen damit ist schon fast alles gesagt. Brittanys Schwester ist schwerbehindert und Brittany selbst muss sich um sie kümmern, den ihr Vater ist nie zuhause und ihre Mutter beschäftigt sich lieber mit ihrem Aussehen, als mit ihren Töchtern. Weil Shelly (die Schwester) nicht perfekt ist, erwartet sie von Brittany, dass sie wenigstens den Schein der perfekten "Ellis-Family" wahrt. Deswegen hat ihre Mutter auch was dagegen, dass Brittany mit einem Mexikaner zusammen kommt. Nach dem Motto: "Was sollen denn da die Nachbarn denken".
Fakt ist: Beide Protagonisten halten die Illusion aufrecht mir allem zufrieden zu sein, damit sich bloß nichts verändert. Doch als sie sich näher kommen merken sie erst wie ähnlich sie einander sind.

Simone Elkeles hat einen wunderbar schönen Schreibstil! Sie schreibt die Sachen so wie sie sind und bei Jugendlichen kommt das Wort "Scheiße" nun mal etwas öfter vor. Wenn man Alex Leben mitverfolgt kommen auch oft spanische Wörter vor, die meist aber sofort erklärt werden. Außerdem habe hat die Autorin sehr viel über das Leben von Gangmitgliedern nachgeforscht um das Buch so realistisch wie möglich wirken zu lassen.
Es ist eine Trilogie und jedes Buch ist aus der Sicht eines anderen Fuentes Bruder geschrieben, also folgen noch Carlos und Luis Geschichten.




Eine wunderschöne Liebesgeschichte, die das Thema Rassismus sehr stark aufgreifft und tiefgründiger ist, als ich erwartet hätte. Sympatische Protagonisten und realistische Hintergründe machen dieses Buch zu einem Meisterwerk der Jugendliteratur. Verdiente 5 von 5 Sterne!


Vielen Dank an den cbt-Verlag für die Bereitstellung dieses Rezensionsexemlpares!

Reiheninfo:
  1. Du oder das ganze Leben
  2. Du oder de Rest der Welt
  3. Du oder die große Liebe

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